Autorenname: Redaktion

Veranstaltungsmitschnitte zur Leipziger Buchmesse 2023

Die diesjährige Buchmesse ist schon wieder vorbei, via YouTube findet ihr unsere gesammelten Aufzeichnungen in einer Playlist:

Awareness-Konzept

Um präventiv einen Umgang mit problematischen oder übergriffigen Situationen zu finden, die das linXXnet
direkt oder indirekt betreffen, ist im Folgenden ein erster Ansatz für ein Konzept verschriftlicht:

1. Grundvoraussetzungen

Ausgehend davon, dass Probleme mit externen Personen, intern und auch im Kontext von Veranstaltungen
passieren können, ist es wichtig im ersten Schritt grundsätzliche Vereinbarungen klarzustellen.

Was wir generell an Kommunikation gegenüber uns, wie Besucher:innen voraussetzen

• respektvoller Austausch
• keine Beleidigungen/ungefragte Kommentare
• offen für Kritik
• Fehlerfreundlichkeit
• über sich sprechen/keine Du-Botschaften
• bei Beispielen keine Namen nennen/Anonymität achten

Diskriminierungsformen, die in jedem Fall diese generelle Voraussetzung unterlaufen

• Rassismus
• Antisemitismus
• Klassismus
• Ableismus/Be*hindertenfeindlichkeit
• Sexismus, Homo- und Transfeindlichkeit

Ausschlussklausel
Wir behalten uns vor, Personen, die in der Vergangenheit durch rechte, antisemitische, sexistische,
rassistische klassistische, ableistische, homo- und transfeindliche oder sonstige Äußerungen der
gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit in Erscheinung getreten sind sowie Mitglieder rechtsradikaler und/
oder menschenverachtender Parteien, Gruppen, Organisationen waren/ sind, aus unseren Räumlichkeiten
auszuschließen und fernzuhalten.

Gewalt im linXXnet?
Uns ist klar, dass das linXXnet kein komplett gewaltfreier Raum sein kann. Viel mehr ist es auf vielen
Ebenen konfliktbehaftet. Zu uns kommen oft Menschen, die von Gewalt betroffen sind, die “draußen”
diskriminiert wurden und/ oder die psychisch belastet sind. Auch in unserem Kollektiv sind Mitglieder tätig,
auf die eines oder mehrere dieser Merkmale zutreffen.

Gegen das System und strukturelle Ausschlussmechanismen mit Gewalt zu agieren – das haben wir nie
vollständig gutgeheißen, gleichzeitig haben wir uns dem nie ganz versagt oder uns gegenüber diesen
Strukturen verschlossen, sondern haben uns mal mehr, mal weniger deutlich oder umfangreich mit
entsprechenden Akteur:innen solidarisch gezeigt. Sie haben die Möglichkeit bei uns, Ruhe- und auch
Auskotz-Raum zu finden, sich zu sammeln und immer wieder (neu) zu organisieren. Dieser Balance-Akt
zeichnet unsere mehr als 20-jährige Tätigkeit aus, diesen verstehen wir auch als antiklassistischen wie
antirassistischen Ansatz.

Insofern sehen wir, dass auch in unseren Büroräumen hin und wieder gewaltvolle Sprache genutzt wird, um
gegen das System oder gesellschaftliche Ausschlussmechanismen zu protestieren. Betroffene und oder
Aktivist:innen sollen sich im Interim wie linXXnet gegenseitig empowern können.

Menschen, die durch patriarchale Verhaltensweisen in Erscheinung treten und andere Personen damit
unterdrücken oder ausschließen, werden wir darauf hinweisen und auf ein adäquates Verhalten bestehen. Wir
verstehen unter patriarchalen Verhaltensweisen auch lange Monologe, das Unterbrechen von
Gesprächspartner:innen und selbstdarstellerische Redeanteile.

Wir ziehen in der Anwendung eines Awareness-Konzeptes auf unsere Büroräume die Grenze zwischen
gewaltvoller Sprache gegen systemische Zustände auf der einen Seite und gewaltvoller Sprache gegen die,
die mit uns gegen diese Zustände ankämpfen, auf der anderen Seite. Ersteres unterstützen wir, nicht auf Basis
dieses Awareness-Konzeptes, sondern auf Grund unseres politischen Ansatzes. Zweiteres lehnen wir auf
Basis dieses Awareness-Konzeptes ab. Wir möchten mit diesem Konzept an gegenseitige Rücksichtnahme
appellieren und daran erinnnern, dass jede Person immer aus einem anderen Kontext kommen kann. Das
muss eine Grundlage für Offenheit und Rücksicht miteinander darstellen.

2. Was tun bei Vorfällen im linXXnet?

Wenn ihr von Übergriffen in unseren Büros [, bei unseren Veranstaltungen, oder in anderen Kontexten,]
betroffen seid, dann fühlt euch bitte dazu angehalten, mit uns in Kommunikation darüber zu treten. Eben weil
wir einen offenen politischen Raum bieten wollen, möchten wir auch empfänglich für Hinweise und in Bezug
auf Vorfälle als solche sein. Wir sprechen zwar von einem Balance-Akt, jedoch werden wir bei Übergriffen
aktiv und werden uns um eine Lösungsfindung bzw. einen Dialog kümmern.

-> An wen wende ich mich/wie handeln – tagsüber im Büroalltag? Im Interim wie linXXnet arbeitet
immer ein Bürodienst. Sprecht diese Person an, sie kennt auch dieses Awareness-Konzept.

-> An wen wende ich mich/wie handeln – auf einer Veranstaltung oder Party? In einem Veranstaltungs-
oder Party-Kontext werden extra Strukturen erarbeitet und jeweils sichtbar und gut erreichbar ausgehängt.
Wie der gewünschte Konsens bei der jeweiligen Veranstaltung übermittelt wird, liegt bei den
Organisator:innen.

-> Was könnt ihr von dieser Person erwarten? Unser Bürodienst wird euch zuhören und versuchen, euren
Wunsch in der Akut-Situation umzusetzen. Dies kann eine Protokollierung der von euch beobachteten
Situation sein oder auch die Anweisung an eine PersonVerhaltensformen, die Büroräumlichkeiten zu
verlassen. Grundsätzlich könnt ihr Parteilichkeit von unseren Kollektiv-Mitgliedern voraussetzen.

Ihr könnt das Maß an Diskretion von dieser Person erwarten, das ihr euch wünscht. Erster Schritt für uns
wäre es, Vorfälle in unserer Dienstberatung zu besprechen. Gebt Bescheid, wenn ihr keine weitere
Kommunikation über den Vorfall haben wollt.

Der Bürodienst dient euch zunächst als Ansprechpartner:in für die weitere Kommunikation, wie auch für
weitere Fragen und Wünsche, die euch vielleicht erst nach ein, zwei Nächten drüber schlafen einfallen.
Gegebenenfalls müssen wir den:die Ansprechpartner:in wechseln, beispielsweise wegen mangelnder
Kapazitäten, Urlaub oder Krankheit. Dann geben wir euch Bescheid.

Je nachdem welches Maß an Transparenz ihr euch zur Aufarbeitung des Vorfalls wünscht, werden wir dieses
dann berücksichtigen.

Bitte seht uns nach, dass wir keine psychologisch/ sozialarbeiterisch/ mediatorisch/ … tiefergehende
Ausbildung haben. Daher sind unsere Möglichkeiten begrenzt. Was wir haben, ist Wissen um verschiedene
Beratungsstellen in Leipzig. An diese können wir verweisen und vermitteln.

Sofern wir feststellen, dass sich zwei oder mehrere Personen Vorwürfe machen, jeweils andere
Diskriminierungsformen ausgeübt zu haben, werden wir nicht parteilich sondern vermittelnd agieren, die
oben beschriebenen, generellen Voraussetzungen an Kommunikation vorausgesetzt. Wir gehen davon aus,
dass ein Awareness-Konzept bei dieser Form von intersektional gelagerten Konflikten an seine Grenzen
gekommen ist.

-> Was passiert bei Missachtung? Wenn ein Dialog nicht möglich ist oder im Falle einer körperlichen
Auseinandersetzung, werden wir zunächst von unserem Hausrecht gebraucht machen und die Person von
unseren Räumlichkeiten verweisen. Wir bitten hierbei darum, dass diese Maßnahme auch respektiert wird, da
wir keine Cops einschalten wollen, weil wir diese Instanz prinizpiell kritisch sehen. Wir möchten dem
Prozess dann auch die jeweilige notwendige Zeit und Aufmerksamkeit geben, die es braucht. Dies kann
selbstverständlich von Fall zu Fall individuell passieren.

Wir sind offen für Anregungen und Änderungen zu diesem Awareness-Konzept.

>>Dieses Awareness-Konzept besteht aus einem dritten Teil, dem Umgang für uns miteiannder. Das haben
wir aber für uns behalten 🙂 <<

Livestream zu “Rethinking Peace – Emancipation against Putin’s Long-Lasting Brutality”

Reise in die Ukraine – Wir sind zurück und berichte(te)n am 23.02., um 18 Uhr!

Mitschnitt: auf Youtube

Ende Januar waren Jule Nagel und das linXXnet gemeinsam mit zivilgesellschaftlichen Akteuren wie dem Space Leipzig in Kyiv in der Ukraine. Ihr Ziel war es, dem Ruf ukrainischer Linker zu folgen und ihnen in ihren Perspektiven auf den russischen Angriffskrieg, auf die derzeitige Lage der ukrainischen Gesellschaft, Wirtschaft und politischer Verfasstheit und die in der Europäischen Union und den USA geführten Debatten um Umgang mit Putin und Unterstützung der Ukraine zuzuhören.

Das haben wir gemacht und wollen diese Erkenntnisse gern teilen, und zwar am 

23. Februar 2023, 18 Uhr, Big Blue Button.

Merkt euch schon einmal das Datum vor! Spannend wird es in jedem Fall, denn wir haben beispielsweise mit Vertreter:innen von Sozialniy Rukh (Sozialer Bewegung] gesprochen, der mit mehr als 100 Mitgliedern tatsächlich gerade größten linken Organisation in der Ukraine oder mit Gewerkschafter:innen. Der Kampf gegen die russische Armee ist auch ihr Kampf und so gehört für sie zur Solidarität auch die Bewaffnung. Doch geht es auch um mehr, einen Schuldenschnitt für die Ukraine wie die Länder des globalen Südens zum Beispiel. Oder endlich effektive Sanktionen gegen russische Vermögende, auch dann, wenn sie deutsche Vermögen treffen.

Bei dem Centre for Civil Liberties wie in Butscha haben wir uns angehört, wie die Kriegsverbrechen der russischen Armee und der von Putin befohlene Angriffskrieg juristisch aufgearbeitet werden. Ziel: Verfahren am Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag plus ein Sondertribunal, um das Verbrechen der Aggression effektiv verfolgen zu können.

Der Eindrücke gesammelt haben wir also viele, nicht zuletzt mit denen, die sich abseits dezidiert politischer Organisationen zusammengefunden haben und praktische Solidarität üben. Den “ukrainischen Kommunismus”, wie es ein Gesprächspartner formulierte.

Wir laden euch herzlich ein, euch dazuzuschalten. In Abstimmung mit unseren Gesprächspartner:innen auf der Reise und dem Büro der Rosa-Luxemburg-Stiftung in Kyiv werden wir dafür sorgen, dass die Perspektiven ukrainischer Linker unmittelbar präsent sein werden.

Nach oben scrollen